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Neues wagen. So gelingt Veränderung.

Mit Friedhöfen, gibt André Könnecke heute unumwunden zu, habe er vor dem Jahr 2009, als er seine Stelle als Leiter des Bauwirtschaftshofes im sachsen-anhaltischen Aschersleben antrat, nicht viel zu tun gehabt. Weil er als Chef des Eigenbetriebs aber für zwölf Friedhöfe verantwortlich zeichnete – einen Haupt- und elf kleine Friedhöfe in den Ortschaften –, führte kein Weg mehr an ihnen vorbei. Und je intensiver er sich mit der Thematik auseinandersetzte, desto klarer wurde ihm: Das ist wichtig und da muss was passieren. Heute ist sein Bild vom Friedhof ein anderes. Heute ist aber auch der Ascherslebener Friedhof nicht mehr der, der er damals war. Er hat eine zeitgemäße Entwicklung genommen und steht nun an der Schwelle zur digitalen Neuzeit.

Aber von vorn. Könneckes Anfänge in Sachen Friedhofsentwicklung waren – verglichen mit allem, was folgen sollte – noch zaghaft, wenngleich doch damals ein Novum für die Stadt: Als Alternative zum anonymen Urnenhain entstand eine Urnengemeinschaftsanlage mit Namensnennung, für Angehörige pflegefrei. Und dann ging es Schlag auf Schlag. Eine um die andere Anlage entstanden, neue Grabarten wurden eingeführt; das Herzstück ist der Erinnerungsgarten, ein 2016 eröffnetes Gräberfeld, das viele verschiedene Grabarten gärtnerisch gepflegt und attraktiv gestaltet vereint. Darunter Mensch-Tier-Gräber. Der Ascherslebener Friedhof war der erste in den neuen Bundesländern, auf dem Mensch-Tier-Bestattungen möglich waren. Die Asche vom geliebten Haustier darf dort seither in einem Grab, gemeinsam mit dem Menschen, bestattet werden. Aber die besten Angebote nutzen nichts, wenn der Adressat sie nicht kennt – oder nur mühsam an Informationen kommt.

2010 ging der Bauwirtschaftshof mit einer Internetseite online; Formulare, Satzungen und Informationsbroschüren können seitdem heruntergeladen werden. 2014 wurden die ersten QR-Codes an Grabstellen bekannter Persönlichkeiten der Stadtgeschichte angebracht, eine Gedenkseite im Internet freigeschaltet. Die Besonderheit: Auch Private haben die Möglichkeit, diesen Dienst zu nutzen. Seit 2017 ist der Friedhof Aschersleben auch mit einer eigenen Facebook-Seite am Start, um zu informieren und mit den Bürgern in Austausch treten zu können. Außerdem wurden – beispielsweise mit der digitalen Vermessung der Friedhöfe, der Einführung einer neuen Verwaltungssoftware und der damit verbundenen Vereinfachung der Verwaltungsabläufe – die Voraussetzungen für all das geschaffen, was noch kommen soll. Die Digitalisierung treibt Könnecke weiter voran. „Eine App für alle Dienstleistungen rund um das Bestattungswesen befindet sich im Aufbau“, sagt er. Die Menschen sollen per Mausklick eine Grabstelle aussuchen und ein Nutzungsrecht erwerben können, und Nutzungsberechtigten soll es jederzeit möglich sein, ihre Verträge einzusehen und zu agieren. „In vielen Prozessen hängt die Verwaltung noch sehr an Papieren, Formularen und Althergebrachtem“, räumt Könnecke ein. Die Friedhofsverwaltung auch digital zu machen, ist gerade aus diesen Gründen sinnvoll und bringt die Mitarbeiter am Ende näher an die Nutzungsberechtigten. Der Ärger über zu kurze Öffnungszeiten oder besetzte Telefone soll der Vergangenheit angehören, und der Kunde selbst soll im Mittelpunkt stehen. Es soll auf seine Daten, seine Verträge oder seine Dienstleistungen Einfluss nehmen können. Wenn er das möchte und wann er das möchte. Und das Angebot soll sogar noch weiter reichen: Vorstellbar sei auch, dass bei zertifizierten Partnern Dienstleistungen wie Steinmetzarbeiten oder Grabpflege bestellt werden könnten, erklärt er. Dass all das auch sofort online bezahlt werden könne – selbstredend. Auch die Zusammenarbeit zwischen Verwaltung und Dienstleistern soll in dem Zuge neu gedacht werden: So sollen Steinmetze ihre Anträge künftig online stellen, Bestatter die Kapelle in Echtzeit buchen können.

„Wir haben bisher viele mutige Entscheidungen getroffen“, resümiert Könnecke, und der Stadtrat habe sie immer mitgetragen, sich mittlerweile auch ein Stück weit vom Innovationsgeist anstecken lassen. So sagte das Gremium schon Ja zur Reerdigung, einer neuen Bestattungsart bzw. einer beschleunigten Transformation eines Körpers in Erde, obwohl das Bestattungsgesetz des Landes dies noch gar nicht vorsieht. Könnecke, der die Reerdigung in Aschersleben anbieten will, wusste das, brachte die Vorlage trotzdem ein. Ihm war es wichtig, mit der Abstimmung „ein Signal an die Politik zu senden, dass sich auch die Friedhofslandschaft ändert“.

Könnecke versteht sich als Gestalter derer; und er schätzt den Austausch mit Gleichgesinnten, die wissen, wie’s geht. So war es auch kein Zufall, dass sein Weg eines Tages zum Verband der Friedhofsverwalter Deutschlands führte.

André Könnecke
Betriebsleiter
Eigenbetrieb Bauwirtschaftshof der Stadt Aschersleben
Mitglied im VFD

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