Sterben früher. Sterben heute. Und was ist morgen?
26. Fortbildungsseminar für Friedhofsverwalterinnen und Friedhofsverwalter am Seddiner See
Bestattung und Trauer folgen heute oft einer pragmatischen Routine. Es sind eingespielte funktionale Abläufe, die unseren Umgang mit dem Tod weitgehend bestimmen. Die „einfache Bestattung“, wie die Bestattung ohne Feier im Branchenjargon heißt, wird immer häufiger. Aufwendige Zeremonien wirken wie Relikte aus vergangenen Epochen. Anonyme Urnenhaine mit weiten, namenlosen Rasenflächen oder Grabgemeinschaften prägen das Friedhofsbild. Unübersehbar sind im Verlauf des 20. und 21. Jahrhunderts jene Formen feierlicher Trauerkultur immer weiter zurückgedrängt worden, die im bürgerlichen 19. Jahrhundert entfaltet worden waren. Das sollte aber keinen Anlass zum Pessimismus geben. Gerade in den letzten Jahren mehren sich die Zeichen eines neuen Aufbruchs: Kirche und Kommune, Dienstleister und Ehrenamtliche treten in den Dialog und nutzen gemeinsam die Chancen der Gegenwart, um traditionell Gewachsenes zu bewahren und Neues zu befördern.
Um genau diese Arbeit zwischen Tradition und Moderne, Ritualen und Individualität geht es in der Fortbildungsveranstaltung der Friedhofsverwalter am Seddiner See. Für das Seminar, das vom 8. bis 10. Juli stattfindet, konnte der Verband der Friedhofsverwalter Deutschlands erneut hochkarätige Referenten verpflichten:
• Prof. Dr. Thomas Klie: In seinem aktuellen Projekt will der Theologieprofessor am Beispiel einiger ausgewählter Friedhöfe zeigen, wie sie sich zukunftsfähig machen lassen. „Daran können andere Maß nehmen“, man wolle zu Veränderungen motivieren, sagt Klie.
• Prof. Dr. Reiner Sörries: Der Experte für Sepulkralkultur kennt die Umbrüche, die das Friedhofswesen in den vergangen Jahrhunderten verkraften musste und verkraftet hat. Er hält Veränderungen für wichtig, fordert GPS und WLAN auf Friedhöfen.
• Dr. Anja Kretschmer: Die Kunsthistorikerin ist bundesweit bekannt für ihr Friedhofsgeflüster, führt bei einbrechender Dunkelheit als Schwarze Witwe verkleidet über Friedhöfe und spricht dabei etwa über Wiedergänger, die Angst vor dem Scheintod und Leichenraub.
• Dipl.-Theol. Oliver Wirthmann: Der Geschäftsführer der Ahlbach Bestattungen GmbH beschäftigt sich mit der veränderten Weltanschauung, der Multioptionalität der Moderne und deren Auswirkungen auf die Bestattungskultur. Daraus leitet er Chancen und Grenzen der Weiterentwicklung ab.
Auch rechtliche Aspekte werden im Seminar beleuchtet. Jens Held, Wirtschaftsprüfer bei der Göken, Pollak und Partner Treuhandgesellschaft, nimmt sich den Paragrafen 2b des Umsatzsteuergesetzes vor und bespricht mit den Teilnehmern Fallbeispiele. Ums Arbeitsrecht geht es bei Carlo Klimmek vom Studieninstitut für kommunale Verwaltung Sachsen-Anhalt, und Andreas Schroedter von der Deula Schleswig-Holstein stellt eine Fortbildungsmöglichkeit für Friedhofsmitarbeiter vor.
Olaf Ihlefeldt und Susanne Thon