Friedhof for Future

Mitglieder des Bundesvorstands besuchen die Kunstgießerei Strassacker

„Friedhofslabor, das klingt spannend“, sagt André Könnecke, Geschäftsführer des Verbandes der Friedhofsverwalter Deutschlands. Er bezieht sich dabei auf die neusten Pläne der Kunstgießerei Strassacker in Sachen Abschiednahme und Trauerbewältigung. Auf dem Firmengelände in Süßen solle, wie der stellvertretende Geschäftsführer Günter Czasny ausführt, ein Zukunftspark angelegt werden – man könnte auch sagen: ein Musterort für einen perfekten Friedhof –, ein Ort für Jedermann mit verschiedenen Bereichen, die den jeweiligen Bedürfnissen entsprechen, die höchste Individualität zulassen, aber auch kollektive Trauerrituale ermöglichen, mit Räumen, die der Reflexion, der Begegnung und dem Naturerleben dienen, mit einem Demenzgarten und „raumprägenden, sinnstiftenden Elementen“, deren Architektur sich an den Trauerprozess anlehnt. Da ist der Schicksalsraum –„Alles, was ich wahrnehme, ist aus dem Lot“ – und ein Raum der Zuversicht, der hingegen Schutz und Geborgenheit ausstrahlt, für das Sich-zurück-ins Leben-Finden stehen soll. Die Eröffnung ist für das Frühjahr 2023 geplant.

Der Raum für Trauer müsse neu gedacht werden, sagt Czasny, „alles ist möglich, nur nicht am selben Platz.“ Er spricht von einem Labor- und Experimentierpark Friedhof, der die „die Funktion, Bedeutung und den Wert der Friedhöfe erlebbar werden lassen soll“ und den zu gestalten nicht zur One-Man-Show werden soll, weil er ihn als „gemeinschaftliches Werkzeug aller auf dem Friedhof Tätigen“ versteht. Deshalb sucht er den Kontakt zu den Akteuren der Branche, und deshalb waren VFD-Geschäftsführer Könnecke, Uwe Brinkmann, stellvertretender VFD-Vorsitzender, und Schatzmeister Wolfgang Bartelt unlängst auch zu Gast in der Kunstgießerei. Und das Ansinnen kommt bei ihnen an. „Wir freuen uns, uns da einbringen und so mithelfen zu können, unsere Friedhöfe für die Zukunft zu gestalten“, sagt Könnecke, „wir müssen zeigen, dass das, was wir können, für die meisten das Wichtigste ist.“

Was Hinterbliebenen wichtig ist, offenbart ein Forschungsbericht von Thorsten Benkel und Matthias Meitzler. Der ist im Zuge des von der Kunstgießerei in Zusammenarbeit mit der Arbeitsgemeinschaft Friedhof und Denkmal angestoßenen Projekts „Raum für Trauer“ entstanden: Danach sind Beisetzungs- und Trauerort zwar zunehmend entkoppelt. Mehr als die Hälfte der befragten lehnte die Aussage, dass das Grab für sie zentraler Trauerort sei, ab. Aber: „Der Stellenwert der Grabstätte wird gleichwohl nicht per se infrage gestellt“, heißt es darin. Und der individuellen Trauer wird freilich auch Ausdruck verliehen. In der Praxis sieht das dann so aus: Blumen und Grabschmuck stehen und liegen ganz oft dort, wo sie das gemäß der Vorschrift nicht dürfen. Die Friedhofsmitarbeiter räumen auf, die Hinterbliebenen ärgern sich. Es gebe eine Diskrepanz zwischen der Entscheidung und dem, was wir täten, sagt Czasny, „diese Problematik hat uns angepikst“. Und sie zeigt aus seiner Sicht, wie wichtig eine an den Bedürfnissen der Hinterbliebenen orientierte Gestaltung des Beisetzungsortes ist. „Und das deckt sich ja mit unseren Bemühungen“, sagt Könnecke.  „Strassacker hat extrem viel Grundlagenarbeit geleistet“, so der VFD-Geschäftsführer. Er  sieht in dem im Aufbau befindlichen Zukunftspark eine Art Kompetenzzentrum, das da entstehen wird. Durch die angestrebte Zusammenarbeit aller mit der Materie betrauten ließen sich auch Trends beeinflussen. „Und davon profitieren ja letztlich alle – von den Verwaltungen über die Steinmetze bis hin zu den Gärtnern.“

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