
30. Fortbildungsseminar für Friedhofsverwalterinnen und Friedhofsverwalter am Seddiner See
Kunst und Lebendigkeit
Der erste Tag: Auf dem Arbeitsmarkt sind gute Fachkräfte rar, und wer als Arbeitgeber nicht attraktiv ist, hat das Nachsehen. Neben einem vielfältigen Betrieblichen Gesundheitsmanagement gehört zu einem attraktiven Betrieb auch eine gesunde Führung durch die Leitungskraft. Unsere Berufsgenossenschaft SVLFG gibt einen Überblick über die verschiedenen Bausteine.
Die Tuchbestattung für alle liegt im Trend der Landesgesetze und wird vielleicht zur echten ökologischen Alternative zur Reerdigung. Geht das würdevoll? Erfahrungsberichte von einem muslimischen Bestatter und vom Bundesverband der Bestatter geben Orientierung.
Martin Pomm ist Architekt und Sachverständiger für historische Baukonstruktionen und deren Sanierung. An konkreten Beispielen zeigt er Zielkonflikte und mögliche Lösungen bei der denkmalgerechten und ressourcenschonenden Sanierung historischer Bauten.
Prof. Dr. Tanja Straka (Urbane Ökologie, FU Berlin) betrachtet Friedhöfe als Nahtstellen zwischen Kultur und Ökologie. Was gefällt Menschen an Friedhöfen? Welchen Lebensraum bieten Friedhöfe? Wo sind die Berührungspunkte? Aus ihrer Forschung lassen sich auch interessante Erkenntnisse für die Planung und die Pflege und Bewirtschaftung von Friedhöfen ableiten.
Am Exkursionstag steht die Kunst im Mittelpunkt. Kunst ist schön, macht aber viel Arbeit. Vor allem, wenn sie abgelehnt wird. Neues und Lebendiges soll auf dem Friedhof möglich sein, Verbote sollen nicht mehr im Vordergrund stehen. So wollen die Friedhöfe ihre Bedeutung als letzte Ruhestätte wieder gewinnen oder nicht verlieren. Gestaltungsfreiheit und Traditionen haben beide ihre Berechtigung. Der große Friedhofskenner Reiner Sörries will uns mit seinem Vortrag Orientierung geben und Maßstäbe setzen.
Wie Kunst für neue Grabstellenangebote eingesetzt wird und wie der Friedhof als Forum für den Kunstdiskurs dienen kann, stellen uns Lara Schink von den Annenfriedhöfen in Dresden und Stefan Moosdorf vom Friedhofsverband Leipzig vor.
Tade Spranger wird uns dann auf den Boden der Rechtstatsachen zurückholen und einen Überblick über die aktuelle Rechtsprechung zu diesem Thema geben.
Die Exkursion führt dann zum Friedhof Heerstraße am Olympiastadion. Der Friedhof wurde von dem Landschaftsarchitekten Erwin Barth in den 1920er Jahren um den Sausuhlensee geplant und gilt als einer der schönsten Friedhöfe Berlins. Die große Friedhofskapelle ist expressionistisch gestaltet, zur damaligen Zeit sehr gewagt. Viele Künstler haben hier ihre letzte Ruhestätte mit besonders gestalteten Grabmalen gefunden. Der langjährige Friedhofsverwalter und VFD-Engagierte Helmut Krauß zeigt uns diese Besonderheiten auf einem Spaziergang. Anschließend fahren wir zum Alten Matthäus-Kirchhof in Schöneberg, der Friedhof der Gebrüder Grimm und von Rio Reiser, und einer der Friedhöfe in Berlin mit sehr vielen wunderschönen Mausoleen. Der umgebende Kiez ist mehr als lebendig, und deswegen ist hier das Nebeneinander von Historischem und Neuem typisch.
Der letzte Seminartag soll Mut machen, neue Wege zu gehen. Wenn die Gestaltqualität und das Konzept stimmen, können schon kleine Veränderungen eine große Wirkung entfalten.
Das Thema „Planung und Gestaltung für den Friedhof“ wird immer noch gerne mit den personellen Bordmitteln des Friedhofs beackert, mit mehr oder weniger Erfolg. Es lohnt sich aber, wenig oder etwas mehr Geld für gute Planung in die Hand zu nehmen. Das Thema wird umfassend von Martin Venne eröffnet. Er ist Vorsitzender der Arbeitsgemeinschaft Friedhof und Denkmal und Geschäftsführer von Planrat, einem der größten auf Friedhofsentwicklungsplanung spezialisierten Planungsbüros im deutschsprachigen Raum. Quantität und Qualität der umgesetzten Projekte sind in ihrer thematischen Bandbreite beeindruckend.
Landschaftsarchitekten kooperieren bei ihren Projekten gerne mit PflanzplanerInnen, die Jahrzehnte lange Erfahrungen mit lebendigen und dabei über die Jahre pflegeleichten Gestaltungen mit ausdauernden Pflanzen, insbesondere Stauden, haben. Deren Spezialwissen und ihre gestalterische Kreativität können auch für frischen Wind auf Friedhöfen sorgen, auch mit kleinen Initialprojekten wie Gestaltungsinseln mit neuen pflegefreien Grabstellenangeboten. Ingrid Gock sowie Fine Molz, zwei Landschaftsarchitektinnen mit unterschiedlichen Schwerpunkten, stellen ihre Arbeiten vor und geben Anregungen, wie der Friedhof neu gedacht und anders gestaltet werden kann.
Programm
Montag 23.06.2025
Klimaschutz und Klimawandel
13.00 Uhr Eröffnung
13.15 Uhr
VFD-News: „Schwarzes Brett“ für unsere drängenden Friedhofsfragen (H. Schneider);
Aktuelles aus der Geschäftsführung (A. Könnecke)
13.45 Uhr
Fachkräftemangel: Betriebliches Gesundheitsmanagement und gesunde Führung als aktive Bausteine in der Personalentwicklung (Kirsten Brandt, Gesundheitsmanagerin, Berufsgenossenschaft SVLFG)
14.45 Uhr
Erfahrungen mit der Tuchbestattung (Isikel Karayel, Berlin und N.N., Bundesverband Deutscher Bestatter e.V./angefr.)
15.45 Uhr Kaffeepause
16.00 Uhr
Denkmalgerechter Umgang mit altem Gebäudebestand im Spannungsfeld von Denkmalpflege und energetischer Sanierung (Architekt Martin Pomm, Immobilienwerk Kirchliches Verwaltungsamt Berlin Mitte-West)
17.00 Uhr
Städtische Friedhöfe als gemeinsame Orte für Menschen und Natur: Motive für den Friedhofsbesuch, Trosterfahrungen im Naturerleben, bevorzugte Natur- und Kultureigenschaften des Friedhofs (Prof. Dr. Tanja Straka, Humanökologie, Freie Universität Berlin)
18.00 Uhr Ende des ersten Seminartages
19.00 Uhr Erfahrungsaustausch
Dienstag 24.06.2024
Gestaltungsfreiheit, Gestaltungsverbote: Kunst und Tradition im Widerstreit
9.00 Uhr
Prof. Dr. Reiner Sörries, ehem. Leiter des Sepulkralmuseums Kassel: „…dass der Gesamteindruck des Friedhofs erhalten bleibt.“ Wie künstlerisch darf ein Grabmal sein? Wieviel Kunst braucht der Friedhof?
10.30 Uhr Kaffeepause
10.45 Uhr
Kunst und Kunstausstellungen auf Friedhöfen als Alleinstellungsmerkmal (Lara Schink, Friedhofsverwalterin Annenfriedhöfe Dresden, und Stefan Moosdorf, Geschäftsführer Friedhofsverband Leipzig/Kunstsymposium Plagwitz
in Kooperation mit der GEDOK Gemeinschaft Deutscher und Oesterreichischer Künstlerinnenvereine aller Kunstgattungen)
11.30 Uhr
Gestaltungsfreiheit auf dem Friedhof aus juristischer Sicht
(Prof. Dr. Dr. Tade Spranger)
12.15 Uhr Mittagspause
13.30 Uhr
Exkursion zum Künstler- und Promi-Friedhof Heerstraße am Olympiastadion (Loriot, Georg Kolbe, Ringelnatz, Loriot, Bubi Scholz, George Grosz, Jürgen Ponto, Fiffi Kronsbein, Tilla Durieux) mit Helmut Krauß, Friedhofsverwalter i.R., und zum Alten Matthäus-Kirchhof in Schöneberg
19.00 Uhr Erfahrungsaustausch / Grillbuffet am Seddiner See
Mittwoch 25.06.2025
Planung und Gestaltung für den Friedhof
9.00 Uhr
Friedhofsentwicklungsplanung im Großen wie im Kleinen (Dr. Martin Venne, PLANRAT VENNE, Kassel)
10.30 Uhr Kaffeepause
10.45 Uhr
Friedhof – neu gedacht (Garten- und Landschaftsarchitektin Ingrid Gock, Lübeck)
11.45 Uhr
Planen mit Stauden (Fine Molz, Landschaftsarchitektin und Till Hofmann, Staudengärtnermeister)
12.45 Uhr Zusammenfassung des Seminars, Schlusswort
13.00 Uhr Mittagsimbiss, Abreise