Fortbildungsseminar für Friedhofsverwalter am Seddiner See
Lotsen auf dem Friedhof
Reiner Sörries, Anja Kretschmer, Oliver Wirthmann, Thomas Klie – Namen, um die man nicht umherkommt, wenn man in der Branche arbeitet. Sie referierten in diesem Jahr auf Fortbildungsseminar für Friedhofsverwalter am Seddiner See. Zum 26. Mal hatte es der Verband der Friedhofsverwalter Deutschlands (VFD) ausgerichtet.
Bestattungsrituale ändern sich und mit ihnen die Friedhöfe. „Die Veränderungen sind Spiegelbild der Veränderungen in anderen gesellschaftlichen Bereichen“, sagt Wirthmann, Theologe und Geschäftsführer der Ahlbach Bestattungen GmbH, „eine andere Generation trifft andere Entscheidungen“, ohne diese als bewusste Abwendung von früheren Kulturmustern zu verstehen. Friedhofsverwaltern und Bestattern schreibt er eine Lotsenfunktion zu. Sie müssten differenzieren zwischen neuen Perspektiven und vorübergehenden Trends und die bestattungskulturellen Möglichkeiten behutsam weiten – im Spagat zwischen rechtlichen Rahmenbedingungen und den Wünschen der Menschen. Doch worin bestehen die? Klie, evangelischer Theologe und Fachmann für hybride Religion und Sepulkralkultur, hat einen Widerspruch ausgemacht: „Die Deutschen delegieren ihre Trauer an einen Ort, den sie mehrheitlich kaum besuchen“, doch sie hielten an ihm fest. Weil Trauerorte wichtig seien, wie Kretschmer, Kunsthistorikerin und Trauerrednerin, sagt. Wenn das nicht so wäre, stünden keine Blumen auf der grünen Wiese und würden Hinterbliebene nach Seebestattungen nicht Steine der Mole beschriften. „Auch die kirchliche Bestattung befindet sich heute in einer Konkurrenzsituation zu anderen religiösen und weltlichen Angeboten“, sagt Sörries, Experte für Sepulkralkultur, der diesmal den Friedhof als religiösen Ort beleuchtete.
Jens Held, Geschäftsführender Gesellschafter der Göken, Pollak und Partner Treuhandgesellschaft mbH, referierte über die Neuregelung der Unternehmereigenschaft von juristischen Personen des öffentlichen Rechts ein. Waren sie bisher von der Umsatzsteuer befreit, müssen sie sie ab 2021 für bestimmte Leistungen erheben, soweit es sich nicht um Tätigkeiten handelt, die ihnen im Rahmen der öffentlichen Gewalt obliegen. Es gehe darum, Wettbewerbsverzerrungen zu vermeiden, erklärt Held. Fast ausschließlich mit Beispielen arbeitete Carlo Klimmek vom Studieninstitut für kommunale Verwaltung Sachsen-Anhalt, er sprach über Eingruppierungen, Tätigkeitsmerkmale und persönliche Voraussetzungen. Andreas Schroedter von der Deula Schleswig-Holstein GmbH stellte Fortbildungen für Friedhofsmitarbeiter vor. Die Organisatoren zogen eine positive Bilanz, rund 50 Mitglieder waren da: „Wir haben viel positives Feedback bekommen“, sagt Mitorganisator Olaf Ihlefeldt. Auch 2020 und 2021 wird der Seddiner See wieder Treffpunkt für die Friedhofsverwalter sein.
Susanne Thon