Politik führen und begeistern – auf dem Friedhof!

Als Friedhofsverwalterinnen und -verwalter wissen wir sehr genau um den Wert der uns anvertrauten Friedhöfe. Aber mit dem Wissen ist das so eine Sache: Was einem persönlich selbstverständlich und geläufig erscheint, ist für einen anderen unbekannt und neu. Das trifft ganz besonders auf unser Arbeitsfeld zu. Denn wer hat schon außerhalb der Friedhofsszene auf dem Schirm, dass wir die größten Skulpturenparks betreuen? Oder wer weiß, dass bei uns zum Teil Pflanzen wachsen, die andernorts als ausgestorben gelten? Wohl nur die wenigsten!

Leider trifft das oft auch auf diejenigen zu, die über die Rahmenbedingungen unserer Arbeit entscheiden: die Lokalpolitikerinnen und -politiker. Selbstverständlich gibt es unter Ihnen versierte und erfahrene Menschen, die mit der Friedhofskultur bestens vertraut sind, die die Friedhöfe vor Ort kennen und die die Arbeit der Verwaltungen kompetent einschätzen können. Nur selbstverständlich ist das eben nicht. Und so kommt es immer wieder vor, dass Entscheidungen z.B. über die Friedhofsfinanzen von Menschen mit verantwortet werden, die über kein fundiertes Friedhofswissen verfügen. Wirklich vorwerfen kann man das vor allem frisch gewählten Stadt- oder Gemeinderatsmitgliedern nicht. Wer sich neu in der Lokalpolitik engagiert, muss sich in viele Themenfelder einarbeiten – und da ist eben das Friedhofswesen nur eines von vielen.

Wissen über die Friedhöfe erlangen, Werte erkennen und Herausforderungen verstehen: das gelingt am besten vor Ort, wenn man sich ein eigenes Bild machen kann und mit Menschen darüber in ein direktes Gespräch kommt. Deshalb kann man jeder Friedhofsverwaltung nur empfehlen, gezielt Politikerinnen und Politiker einzuladen und ihnen gesonderte Führungen anzubieten. Die Erfahrung zeigt, dass es zielführend ist, alle zwei, drei Jahre die Parteien vor Ort anzusprechen und für jede von ihnen einen eigenen Besuchstermin zu vereinbaren.   

 Wie erfolgreich solche Führungen für die Lokalpolitik sind, hängt auch von der Kommunikation der veranstaltenden Friedhofsverwaltung ab. Ein Kardinalfehler ist, in erster Linie zu jammern und zu fordern. So groß die einzelnen Problemfelder auch sein mögen, mit denen man auf dem Friedhof zu kämpfen hat:  Bei solchen Führungen sollte im Vordergrund stehen, den Politikerinnen und Politikern den Wert der Friedhöfe für die Menschen zu vermitteln und sie für die Friedhofskultur zu begeistern. Ein positives Grundbild bereitet den Boden für eine konstruktive Zusammenarbeit und die Zukunftssicherung der Friedhofskultur – Probleme lassen sich sowieso nicht bei einer Führung lösen. Natürlich können Sie die Lokalpolitik im Rahmen einer Führung auch auf Missstände oder notwendige Handlungsfelder hinweisen, aber noch zielführender ist es, wenn die Politikerinnen und Politiker vor Ort selbst erkennen, was Not tut oder zu tun ist.

Die Friedhöfe sind für die Menschen vor Ort wichtig ­– und das sind zugleich die Wählerinnen und Wähler der Lokalpolitik. Das gilt es en Parteien immer wieder neu vor Augen zu führen. Wenn Parteien sich für die Friedhöfe vor Ort engagieren, engagieren sie sich auch für Ihre Wählerinnen und Wähler ­– und damit für sich selbst. Friedhofsführungen für die Lokalpolitik sind also Win-Win-Situationen für alle. Darin liegt eine große Chance für die Friedhöfe – und dies gilt es zu nutzen!

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