Foto: FUNUS Stiftung

Lebendig und kontrovers diskutiert

VFD-Geschgäftsführer André Könnecke und Trix Hübschmann stellen die Friedhofsfrage

Die FUNUS Stiftung mit Sitz in Kabelsketal in Sachsen-Anhalt hat bei der Themenauswahl ihrer ersten Podiumsdiskussion des Jahres einen Nerv der Zeit getroffen. Mehr als 60 Vertreter der Bestattungsbranche und interessierte Bürgerinnen und Bürger kamen am 14. März ins Zentrum für Endlichkeitskultur, um dem Berliner Bestatter Trix Hübschmann und André Könnecke vom Verband der Friedhofsverwalter Deutschlands zu lauschen und ein Stück gepflegter Konfliktkultur beizuwohnen. Die zentrale Frage: „Opa gehört nach Hause! Urne an die Angehörigen oder auf den Friedhof?“ Wie sehr das Thema rund um Friedhofspflicht, Beisetzungsfristen, Satzungen & Co. unter den Nägeln brennt, war an dieser lebendigen und von Pro- und Kontra-Argumenten gekennzeichneten Veranstaltung deutlich erkennbar.

Moderator und Jurist Prof. Dr. Dr. Tade Spranger gelang es, trotz mancher „Aufladung“ den roten Faden niemals zu verlieren und einordnend durch die Diskussion zu führen. Dabei plädierte Trix Hübschmann von terra mater Bestattungen Berlin ganz klar und bisweilen emotional für die Urne zu Hause, während André Könnecke das ablehnte. Bereits nach den kurzen Eingangsstatements entfachte eine erwartbar kontroverse, aber stets respektvolle Diskussion, die schnell ins Publikum schwappte und zahlreiche Wortmeldungen hervorbrachte. 

Trix Hübschmann betonte dabei immer wieder, nicht gegen Friedhöfe zu sein. „Ich bin für die Wahl“, sagte der Quereinsteiger-Bestatter, der durch hashtags wie #dubistderbestimmer in den Sozialen Medien für Furore sorgt. „Der Friedhof ist schon lange nicht mehr der einzige Ort. Ich will die Friedhofspflicht kippen und gegen den Zwang angehen. Ich bin Verbraucherschützer, kein Friedhofsschützer.“ André Könnecke argumentierte, Friedhöfe grenzten niemanden in der Trauer aus. Es seien öffentliche Orte für alle, die das Grab eines Verstorbenen besuchen wollen. „Steht die Urne zu Hause, wird Menschen der Platz zum Trauern genommen, beispielsweise wenn die Familie zerstritten ist. Aber Trauer sollte nicht privatisiert werden.“ Er warb dafür, Friedhöfe als Solidargemeinschaften wahrzunehmen, die durch Gebühren von allen getragen werden und als Kulturorte schützenswert sind. Das Thema Geld kam immer wieder zur Sprache. Trix Hübschmann wehrte sich dagegen, als Bestatter ein „Vertriebler“ zu sein, der Hinterbliebenen Produkte verkaufe, die sich gar nicht bräuchten. „Ich bin doch viel mehr im Schulterschluss mit ihnen und überlasse ihnen die Wahl.“ Immer würden zu viele am Tod verdienen, sagte er. Deshalb werde er auch nicht müde, in Gesetzestexten und Satzungen nach legalen Lücken zu suchen, um bestimmte Kostenfallen zu umgehen und dem Willen des Verstorbenen oder der Angehörigen gerecht zu werden. Dabei wurde deutlich, dass die Gesetzestexte der einzelnen Bundesländer sehr unterschiedlich sind.

André Könnecke, der als Leiter des Eigenbetriebs Bauwirtschaftshof in Sachsen-Anhalts ältester Stadt Aschersleben auch für ein Dutzend Friedhöfe verantwortlich ist, brachte auch die Entwicklung beziehungsweise Veränderung von Friedhöfen in die Diskussion ein. Starre, oft veraltete Satzungen müssten aufgebrochen werden, um Friedhöfe zeitgemäßer zu machen. An vielen Stellen sei das schon seit Jahren sichtbar, erklärte er. Ein Punkt, der aus dem Publikum heraus auch immer wieder als Wunsch geäußert wurde: Dass die mitunter strengen Regeln auf Friedhöfen endlich überall gelockert werden. Ebenso die oft strengen Beisetzungsfristen. Am Ende reichte die vom Gastgeber ausgewiesene Zeit nicht aus, um alle Punkte auf den Tisch und zur Diskussion zu bringen. Doch es blieben konstruktive Anregungen, Vorschläge, Forderungen und Standpunkte im Raum und in den Köpfen hängen. Ein gelungener Austausch von Gedanken und Argumenten sowie neuen Sichtweisen und Aspekten zu einem Thema, dem sich auch die FUNUS Stiftung verschrieben hat: Die Bestattung als Kernelement der Menschenwürde zu fördern und stärker ins öffentliche Bewusstsein zu rücken.

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