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Pressemitteilung „Grüne Linie“

Der Friedhof lebt –

Grüne Inseln mitten in unserer Stadt.

In einer Gesellschaft, in der Umwelt- und Kimaschutz wichtiger ist denn je, kann natürlich auch das Lebensende, der allerletzte Fußabdruck, unter ökologischen Aspekten betrachtet werden. Doch wie nachhaltig und umweltschonend sind eigentlich Bestattungen – und wie abbaubar sind die dabei genutzten Produkte? Vor diesem Hintergrund hat sich das Bestatter-Netzwerk „Grüne Linie“ den gesamten Bestattungsprozess vor Augen geführt, analysiert und ökologisch bilanziert.

In einer Gesellschaft, in der Umwelt- und Kimaschutz wichtiger ist denn je, kann natürlich auch das Lebensende, der allerletzte Fußabdruck, unter ökologischen Aspekten betrachtet werden. Doch wie nachhaltig und umweltschonend sind eigentlich Bestattungen – und wie abbaubar sind die dabei genutzten Produkte? Vor diesem Hintergrund hat sich das Bestatter-Netzwerk „Grüne Linie“ den gesamten Bestattungsprozess vor Augen geführt, analysiert und ökologisch bilanziert. Hier wurden nicht nur die Friedhöfe betrachtet, sondern auch Gärtner und Steinmetze und vor allem die Bestatter und deren Lieferanten selbst. Dabei wurde bis in’s Detail untersucht, wie groß der ökologische Fußabdruck einer Bestattung momentan ist – und wie klein er sein könnte.

Rechnet man die Ökobilanz einer Bestattung in das Äquivalent „Lebenszeit“ um (also, welche Lebenszeit entspricht in Sachen CO2-Ausstoß einer Bestattung), ergeben sich tatsächlich nicht besonders viele Tage Lebensenergie. Dennoch kann an einer Menge Stellschrauben gedreht werden, damit eine Bestattung einen erheblich besseren Eindruck bei der Umwelt hinterlässt. Bedenkt man zudem, dass jeder Mensch irgendwann bestattet wird, könnte der positive Einfluss auf unsere Umwelt erheblich sein, wenn nur viele mitmachen … Hinzu kommen natürlich Aspekte wie die Verrottung der Sargausstattung und der Bekleidung des Verstorbenen, die nur sehr mittelbar in die Berechnungen mit einbezogen werden können.

Der Friedhof bleibt das zentrale Element der Überlegungen.

Am besten möglichst nahe liegend gewählt, bietet der Friedhof zunächst die Vorteile einer guten Infrastruktur mit kurzen und damit emissionsarmen Überführungsfahrten für den Bestatter und kurzen Anfahrtswegen für die Trauergäste und Angehörigen. Zudem wird der Friedhof als Biotop mit seinem großen Baumbestand und seiner unwahrscheinlichen Artenvielfalt gestärkt – und bleibt dadurch ein wertvoller Lebensraum für Pflanzen und Tiere.

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Sigrid Tinz schreibt in Ihrem Buch „Der Friedhof lebt“ (Pala-Verlag, Darmstadt): „Die Vielfalt macht´s: „Urnenwiese, Gräberfeld, Streuobstwiese, Mausoleen – auf großen Friedhöfen finden sich zum Teil sehr seltene Tierarten mit eigenen Vorlieben. Für viele Tiere ist die Grabsteinkante ein Stolperstein, andere hingegen freuen sich über einen Ausguck. Schotter ist beliebt bei Eidechsen, andere Tiere zieht es zu Moosen und Bodendeckern. Und auch alte Mauern sind ein Lebensraum für sich. Oft aus Naturstein geschichtet, bewachsen mit Flechten und vielen Pflanzenarten, die unter harten Bedingungen leben können, bieten sie Nistplätze und Schutz. Friedhöfe sind perfekte Rückzugsräume für Tiere und Pflanzen, auch, weil hier nachts Ruhe herrscht und es dunkel ist, Stichwort Lichtverschmutzung. Viele Tiere orientieren sich am Licht, und der Rhythmus nachtaktiver Arten kommt bei einer Dauerbeleuchtung durcheinander.“

Die ökologische Aufwertung der Friedhöfe erhöht deren Attraktivität, erhält damit wertvolles Kulturgut und stärkt das öffentliche Grün mit seinem kulturellen und historischen Stellenwert.

Die damit verbundene positive Wirkung auf das Stadtklima führt zur Senkung der Temperatur bei Erhöhung der Luftfeuchtigkeit, Bindung von Staub und Produktion von Sauerstoff.
Auf diese Weise wird nicht zuletzt auch für uns Menschen ein grünes Rückzugsgebiet geschaffen, in dem wir trotz aller Traurigkeit den Alltag vergessen, die Natur genießen, frische Luft tanken und gedanklich loslassen können.

Die Gründer des Bestatternetzwerkes „Grüne Linie“, Editha und Werner Kentrup aus Bonn, ergänzen wie folgt: „Jedes Grab, das bleibt und jedes, das neu entsteht, trägt zur Artenvielfalt bei – und auch dazu, die Friedhöfe mit ihrem alten Baumbestand zu erhalten. Zudem werden so eine Neubebauung oder eine andere flächenversiegelnde Nutzung verhindert. Auch wenn es erstmal seltsam klingt: Friedhöfe tun mehr für die Biodiversität als Bestattungswälder. Der Gedanke an Umwelt und Biodiversität sollte aber auch unter der Erde weitergeführt werden: Viele Dinge, die wir begraben (wie zum Beispiel Urnen oder auch Kleidung und Sargausstattung), sind nicht immer zu 100 Prozent biologisch abbaubar und bleiben nach der Ruhezeit als Mikroplastik zurück oder müssen irgendwann ausgebettet und entsorgt werden.“

Der Sarg

In intensiven Gesprächen mit dem Forensiker und Biologen Dr. Mark Benecke hat sich das Bestatternetzerk auch über die Vergänglichkeit von Särgen intensiv Gedanken gemacht. Aus Sicht von „Grüne Linie“ sollten Särge aus schnellwachsendem, einfachen und dünnem Holz bevorzugt werden – besser sogar noch, wenn deren Material porös und undicht ist. Bei schlechten Bodenverhältnissen ist aber auch ein starker und stabiler Sarg (mit deutlich längerer Verrottungszeit) in Ordnung, damit die aerobe Verwesung zumindest im Sarginnenraum starten kann. Übrigens wurde in diesem Zusammenhang auch über einen neuen Sarg aus den Niederlanden gesprochen, der gänzlich aus Pilzen besteht. In Summe verrottet dieser allerdings nicht schneller als ein einfacher Holzsarg, denn im Holz sind bereits allerhand Pilzsporen vorhanden.

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Die Grabstelle

Ökologisch sinnvoll sollte Blumenschmuck jahreszeitlich orientiert und möglichst aus heimischem Freilandanbau gewählt werden. Logisch: was hier ohne Gewächshaus wächst, muss nicht aus Übersee importiert werden. Das Angebot aus dem heimischen Freilandanbau ist natürlich von Mai bis September am vielfältigsten. Neben dem Umweltschutz werden so zudem regionale Gärtner unterstützt – und die Blumen sind obendrein noch frischer und günstiger.

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Die Grabbepflanzung selbst sollte aus Gehölzen, Stauden und Gräsern aus der Region gestaltet werden. Zudem ist wichtig, den Anteil an Wechselbepflanzung möglichst klein zu halten. Denn bei dieser ist zunächst die Produktion von durchschnittlich 30 Jungpflanzen sehr umweltbelastend, denn dabei spielen sowohl die benötigte Energie für die Beheizung der Gewächshäuser als auch die Verwendung von Torf als Kultursubstrat aus Sicht der Umwelt eine wichtige Rolle. Hinzu kommt, dass Welchselbepflanzung den Boden immer weiter verdichtet und immer weniger luftdurchlässig macht, wodurch Pflanzen kaum mehr Chancen zur Verwurzelung haben. Auf jeden Fall sollte in diesem Zusammenhang auf Pflanzenschutzmittel und künstliche Blumen verzichtet werden. Die Auswahl an heimischen oder eingebürgerten, ökologisch wertvollen Stauden und Kräutern ist groß. Für eine dauerhafte, bodendeckende Bepflanzung und Grabeinfassung eignen sich immergrüne Arten hervorragend. Stauden, Sommerblumen oder Rosen mit ungefüllten Blüten sollten bevorzugt werden. Sie bieten Nahrung für Bienen und andere bestäubende Insekten. Eine bodendeckenden Bepflanzung braucht zudem nicht so viel gegossen werden: das spart nicht nur Wasser, auch würde eine stetige Wasserzufuhr den Verwesungsprozess des Verstorbenen verlangsamen.

Das Grabmal sollte in handwerklicher Arbeit von ortsansässigen Steinmetzbetrieben aus Naturstein regionaler Steinbrüche hergestellt werden. Die Verwendung heimischer Steine unterstützt Nachhaltigkeit und fairen Handel. Eine geringere Farbauswahl und Vielfalt kann dabei leicht durch kunsthandwerkliche Arbeit kompensiert werden. Eine weitere sehr nachhaltige Möglichkeit ist das Recycling, also die Umarbeitung bereits bestehender und nicht mehr verwendeter Grabmäler. Eine Reinigung der Grabsteine (falls überhaupt erforderlich) erfolgt ganz einfach mit Bürste und Wasser und ohne chemische Zusätze. Durch die Auswahl einer rauen statt einer polierten Oberfläche wird die Ansiedlung von Moos und Flechten begünstigt. Damit wird ein weiterer wichtiger Beitrag zur Artenvielfalt geleistet. Anstelle einer Grabeinfassung kann auch eine niedrig geschnittene Hecke aus heimischem Gehölz gepflanzt werden (beispielsweise aus Buchs, Eibe, oder aus sonstigen Stauden). Sie dient dann als Unterschlupf für eine Vielzahl von Tieren und begünstigt gleichzeitig deren Ausbreitungs- und Wanderwege. Das Gleiche gilt für Plattenstreifen zwischen den Gräbern (zum Beispiel aus Grauwacke).

Bestattungsarten

Aber was ist denn nun der richtige gemeinsame Weg zur repektvollen und nachhaltigen Bestattung? Die Bestatterinnen und Bestatter im Netzwerk „Grüne Linie“ beschäftigen sich mit der Ökobilanz von Bestattungen, vor allem auch mit dem Fokus auf den Respekt den Verstorbenen gegenüber. Bei den Bestattungsarten sprechen die Bestatter einerseits von Erdbestattungen, andererseits von den vielen Beisetzungsmöglichkeiten nach einer Feuerbestattung. Die Erdbestattung ist sicherlich nach wie vor die natürlichste Art, den toten Körper mit all seinen Inhaltsstoffen (wie Wasser, Fetten, Nährstoffen, Knochen, und vielen mehr …) wieder dem Erdreich zuzuführen. Bei einer Feuerbestattung werden die Nährstoffe allerdings nicht mehr dem Boden zugeführt, sondern verbrannt. Der Verbrennungsprozess selbst braucht zudem sehr viel Energie, genau wie die Überführung zum Krematorium und wieder zurück. Aber ist die Auswahl der Bestattungsart nun eine Gewissensfrage? Der „Grüne Linie“ Partner vor Ort beantwortet diese Frage wie folgt: „Wir sprechen vor allem über Respekt. Respekt zunächst dem Verstorbenen gegenüber, denn sein Wunsch und sein Wille sollten an erster Stelle stehen. An zweiter Stelle folgt dann auch der Respekt gegenüber unserer Mutter Erde.“

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