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Friedhofskultur weiterentwickeln

Auch im vergangenen Jahr wurde viel erreicht, um die Friedhofskultur in Deutschland zu stärken. Mit der Unterzeichnung der Charta Friedhofskultur, haben die wichtigen Institutionen und Verbände im deutschen Friedhofswesen, darunter auch der VFFK e. V. und der VFD e. V., ein deutliches Zeichen für Erhalt und Weiterentwicklung der Friedhöfe gesetzt. Das Manifest formuliert den Wert der Friedhofskultur für die Menschen und die Gesellschaft. Die Charta definiert zugleich ein gemeinsames Begriffsverständnis für den öffentlichen Diskurs zum Thema Friedhofskultur und zeigt den großen Facettenreichtum dieses Kulturguts auf.

Das Anlegen, Gestalten und Pflegen von Grabanlagen – sprich das Schaffen von individuellen Orten der Erinnerung mit entsprechenden Symbolpflanzen – ist typisch und kennzeichnend für unsere deutsche Friedhofskultur. Friedhofsgärtner setzen sich vermehrt, neben ihrer eigentlichen Arbeit, mit Projekten und Aktionen für eine stärkere Wahrnehmung des Ortes Friedhof ein. Die alljährliche Aktion am dritten Septemberwochenende, der „Tag des Friedhofs“, ist ein tolles Beispiel für ein Projekt, dass von Friedhofsgärtnern im gesamten Bundesgebiet gemeinsam umgesetzt wird.

Geführte Friedhofsrundgänge, Diskussionen zu friedhofsrelevanten Themen, Ausstellungen mit verschiedenen Schwerpunkten sowie kulturelle Veranstaltungen mit Musik und Literatur haben dabei immer ein Ziel: Die Bedeutung des Friedhofs als Ruhestätte, Ort der Trauerbewältigung, Erholungs- und Lebensraum soll den Menschen wieder nähergebracht, der Umgang mit den Themen Tod und Trauer enttabuisiert werden.

Zu Beginn des 21. Jahrhunderts wandelte sich das Bild der Friedhöfe. Es geht langsam weg von der Uniformität und Anonymität auf den Friedhöfen. Es steigt die Erkenntnis, dass die Trauer einen konkreten, persönlichen Ort braucht. Diese Bedeutung wird mehr und mehr in der Gesellschaft erkannt. Die Zahl der unterschiedlichen Beisetzungsmöglichkeiten auf den Friedhöfen steigt: Themengräber unterschiedlichster Art und Weise, Mensch-Tier-Bestattungen, Garten der Frauen, Gemeinschaftsgärten, Memoriam Grabanlagen, Ruhegemeinschaften, und, und, und. Eine vielfältige und bunte Gesellschaft hat Anforderungen, die in eine immer vielfältiger werdende Bestattungskultur einfließen. Gerade in den langen Monaten der Corona-Pandemie haben die Bedeutung und der Wunsch nach Familie, Freunden und Gemeinschaft nochmals deutlich an Wert gewonnen. Darauf muss sich der Friedhof und die Friedhofskultur schon heute einstellen!

Die Friedhofskultur in Deutschland betrifft zwei große Themenfelder: Zum einen geht es darum, wie wir mit unseren Toten -und somit auch mit unseren Vorfahren und Ahnen umgehen. Hier hat sich in unserer Kultur über Jahrhunderte der Friedhof als zentraler Handlungsrahmen herausgebildet. Man kann deshalb auch sagen: Bei der Friedhofskultur geht es vor allem darum, was Menschen auf dem Friedhof tun. Dies betrifft die Rituale und Traditionen in der Verbindung mit Trauerbewältigung und würdigem Erinnern, aber auch die Fähigkeiten und das Können in Verbindung mit den Handwerken und Berufen des Friedhofswesens: von Bestatter und Trauerbegleiter über Friedhofsgärtner und Steinmetze bis hin zu Friedhofsplaner und -verwalter. Dabei ist der Blick nicht rückwärtsgewandt, sondern das immaterielle Erbe bezieht sich ausdrücklich auf die lebendigen Ausdrucksformen der Friedhofskultur in unserem Land. Zum anderen steht die Bedeutung der Friedhofskultur für unsere Gesellschaft im Fokus. Für unser kollektives Selbstverständnis ist sie gleich mehrfach bedeutsam, so z.B. aus kultureller, historischer oder auch sozialer Sicht. Unsere Friedhofskultur ist aus unserem Lebensumfeld, aus unseren Dörfern und Städten nicht wegzudenken. Sie ist fester Bestandteil unserer Gesellschaft und damit auch der nationalen Identität.

Quelle: VFFK e. V.

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