Friedhöfe können mehr –
denken wir sie neu: für die Trauernden!

Auch bei pflegefreien Grabformen sollten individuelle Trauerhandlungen künftig direkt am Beisetzungsort Verstorbener erlaubt sein. Denn so können viele Menschen ihre Trauer am besten zum Ausdruck bringen und verarbeiten.

Für viele Trauernde ist es heilsam, ihre Beziehung zu den Verstorbenen am konkretem Beisetzungsort auf einer neuen Ebene weiterzuführen. Vor allem hier empfinden viele Trauernde Rituale als heilsam. Das können gedankliche Zwiegespräche sein oder die Gabe von Briefen, Blumen oder anderen Gegenständen. Dabei jedoch kommt es mit der Zunahme an pflegefreien, oft halbanonymen oder anonymen Beisetzungsformen immer häufiger zu emotional tragischen Konflikten, oft verursacht durch Satzungen, die der Trauerbewältigung im Weg stehen. Dies gilt auch für alternative Beisetzungsorte außerhalb von Friedhöfen, wie beispielsweise Beisetzungswälder.

Das ist die zentrale Erkenntnis der Initiative „Raum für Trauer“. Sie wurde in jahrelanger interdisziplinärer Grundlagenforschung wissenschaftlich erarbeitet und im engen Austausch mit Experten aller am Friedhof beteiligten Gewerke bestätigt.

Wenn kommunale und kirchliche Entscheider dieses Wissen umsetzen, ihren Friedhof also künftig nicht mehr als Ort der Toten, sondern als den besten Ort für die Heilung trauernder Hinterbliebener verstehen, können Friedhöfe einen wertvollen Beitrag für die Gesellschaft leisten – als spürbar positive, heilsame Orte für Menschen in Lebenskrisen. Wir wollen Kommunen und Kirchen dazu ermutigen und befähigen, mit kleinen Änderungen an bestehenden Friedhofskonzepten solche Orte zu schaffen und damit eine bessere Fürsorge für Menschen in Lebenskrisen zu bieten.

Um die neuen Erkenntnisse, Denk- und Gestaltungsansätze real und erlebbar werden zu lassen, wird in Süßen, Baden-Württemberg, als Leuchtturmprojekt das Experimentierfeld „Friedhof der Zukunft“ realisiert.

Hier entsteht – als Erfahrungsstätte heilsamer und therapeutischer Wirkung – der Zukunftspark. Er wird, konsequent dem Gedanken des „heilsamen Trauerns“ verpflichtet, gemeinsam mit internationalen Experten gestaltet. Es gibt Anregungen für den architektonischen und gestalterischen Rahmen dafür, wie Trauer nach und nach in liebendes Gedenken transformiert werden kann. Wesentliche Komponenten sind unterschiedliche Bereiche mit Handlungsfreiheit am Beisetzungsort, die Möglichkeit der Entpflichtung von Grabpflege, Haltgebendes und Orientierung stiftendes. Durch die Ausgestaltung der unterschiedlichen Bereiche sollen sich trauernde Menschen eingeladen fühlen, diese zu erleben. Dabei soll spürbar werden, dass sich Experten aus Forschung und Praxis speziell mit der Situation von Trauernden und ihren Bedürfnissen beschäftigt haben, um für sie guttuende Lösungen zu entwickeln und wirksam werden zu lassen. Die Eröffnung dieses weltweit ersten Experimentierfeldes zum Friedhof der Zukunft ist am 29. Juni 2023. Weitere Informationen gibt es unter https://raum-fuer-trauer.de.

Quelle: Raum für Trauer

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