Foto: relais LA – Lichtung Alter Luisenstädtischer Friedhof Kreuzberg

29. Fortbildungsseminar für Friedhofsverwalterinnen und Friedhofsverwalter am Seddiner See

Klimawandel, Klimaschutz, Wandel der Bestattungskultur, Überhangflächen – das stellt alle Friedhöfe vor komplexe
Herausforderungen. Jedes Jahr kommen neue Themen hinzu. In den verschiedenen Themenfeldern sollen funktionierende und ökologisch wie wirtschaftlich nachhaltige Problemlösungen zur Diskussion gestellt werden.

Im ersten Block geht es um die Einsparung und den Ersatz von Öl und Gas und um den Erhalt von CO2-Stoffsenken
durch Torfreduzierung. Die Architektin und Energieberaterin Marianne Kammel stellt Beispiele vor, wie der Energiebedarf von Kapellen gesenkt werden kann. Ob und unter welchen Umständen es sich rechnet, ganz auf fossile Energieträger zu verzichten und auf Erdwärme zu setzen, stellt uns der bundesweit größte Anbieter von Erdwärmelösungen vor, die Firma Weishaupt. Immer mehr Bundesländer verschärfen die Beschaffungsregeln für Torfprodukte. Simon Busse von der Fachagentur für nachwachsende Rohstoffe und Fredo Hornung von der Hochschule Weihenstephan-Triesdorf stellen gemeinsam den Stand von Wissenschaft und Forschung vor und geben einen Marktüberblick zu Torfersatzprodukten.

Am zweiten Seminartag stehen Kreuzberg und Neukölln im Mittelpunkt. Kaum ein Ort in Deutschland, an dem der Veränderungsdruck für Friedhöfe so groß ist, und nirgends gibt es auf kleinem Raum so viele spannende Beispiele, wie die leeren Friedhöfe weiter ein lebendiger Bestandteil der Stadtgesellschaft bleiben können, als Friedhöfe oder anders. Nach Gründung des Evangelischen Friedhofsverbandes Berlin Stadtmitte EVFBS im Jahr 2009 wurde die Stattbau GmbH mit der Erstellung des IFEK (Integriertes Friedhofs Entwicklungskonzept) für die Neuköllner Friedhöfe an der Hermannstraße beauftragt. Mittlerweile konnten auf den damals festgelegten Flächen Umnutzungen realisiert werden: Bauflächen für den Verband, für Stiftungen und Organisationen, aber auch eine Gedenkstätte für ein ehemaliges Zwangsarbeiterlager sowie Flächen für Urban Gardening. Der EVFBS hat für den historischen Friedhofskomplex an der Bergmannstraße mit externer Unterstützung ein flächenwirksames Konzept (diagonale Lichtungslandschaften, s. Foto relais LA) und punktuelle Impulse (Freiluftkapelle, Abschiednahmemausoleum, Friedhofscafe, Lange Nacht des Friedhofs) mit Strahlkraft in den Kiez gesetzt. Ein poetisches Konzept für morbide-verwunschene historische Friedhöfe, Kultur und Natur. Am Nachmittag schauen wir uns diese Orte mit fachkundiger Begleitung an.

Wir wollen am letzten Seminartag den Blick weiten und schauen nach England. Dr. Barbara Leisner beleuchtet die sehr erfolgreiche Bewegung „naturaldeath“ mit ihren naturnahen Begräbnisplätzen („natural burial grounds“), von denen es schon über 270 in England gibt. Beisetzung in Naturlandschaften, Särge und Urnen, die Angehörigen können selbst öffnen und schließen, Erde zu Erde. Alles ohne Technik, ohne Kokon, mit viel Zeit und ohne Schnellkompostierung. Lässt sich so etwas nicht auch auf unseren aufgelichteten Friedhöfen umsetzen? Oliver Siegmund erklärt mit vielen realisierten Beispielen, wie „Naturruh“, das Angebot der Dauergrabpflegegesellschaften und des Bundes der Friedhofsgärtner, funktioniert. Das gleiche Kooperationsprinzip wie bei den „Memoriam“-Gärten. Thomas Höhne zeigt als Friedhofsverwalter und Landschaftsarchitekt, wie sich auf historischen Friedhöfen Überhangflächen in lebendige Naturlandschaften für Sarg und Urne verwandeln lassen. Was, wenn uns in trockenen Jahren das Wässern auf Friedhöfen verboten wird? Rainer Koch, Gärtnermeister der LVG Heidelberg, zeigt vielfältige Beispiele für eine trockenheitstolerante Grabbepflanzung.

Die Kosten für das Seminar inkl. Übernachtung im EZ und Vollverpflegung betragen 380 Euro pro Person – für Nicht-VFD-Mitglieder 405 Euro. Für Seminarteilnehmer ohne Übernachtung betragen die Seminarkosten inkl. Verpflegung 200 Euro pro Person – für Nicht-VFD-Mitglieder 225 Euro. Anmeldungen sind an die Geschäftsstelle zu richten. Das Anmeldungsformular sowie das komplette Programm finden Sie hier.

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