Verband: Friedhöfe müssen offene Orte der Begegnung werden
Friedhöfe sollten nach Ansicht des Friedhofsverwalters Thomas Höhne auf die weit verbreitete Ablehnung des traditionellen Friedhofzwangs mit neuen Ideen reagieren. «Der Friedhof muss einfach wieder in den Ruf kommen, ein offener Ort zu sein, also ein Spiegel unserer offenen Gesellschaft», sagte Höhne, Vorsitzender für die Region Berlin und Brandenburg im Verband der Friedhofsverwalter, der Deutschen Presse-Agentur. Zu enge Regularien gefährdeten den Erhalt der Friedhöfe.
Eine repräsentative Umfrage im Auftrag der Deutschen Presse-Agentur aus dem Oktober ergab, dass sich mehr als die Hälfte (54 Prozent) der Erwachsenen in Deutschland für die Erlaubnis ausspricht, Urnen zu Hause aufzubewahren.
Es gebe mittlerweile viele Bundesländer, die überlegten, den Friedhofszwang aufzuheben, meinte Höhne. «Das hat selbstverständlich auch seine guten Seiten. Durch den Druck müssen sich alle Friedhöfe bewegen.» Friedhofsverwalter sollten sich überlegen: «Was kann ich machen, damit die Menschen freiwillig zu mir kommen?» Bremen hat als erstes Bundesland den Friedhofszwang abgeschafft.
Friedhofsverwalter Höhne ist Landschaftsarchitekt. Er gestaltet etwa Buchen- und Lindenhaine, aber auch neue alpine Landschaften auf den Luisenkirchhöfen in Berlin. Beisetzungen von Urnen etwa im privaten Garten sieht er skeptisch. Die Menschen, die zu Lebzeiten in der Gesellschaft gestanden haben, würden damit ihrem Umfeld entzogen, meinte er. Zudem seien Umzüge ein Problem, da weiterhin die Totenruhe gelte. Urnen könnten daher nicht einfach wieder aus der Erde geholt und woanders eingegraben werden.
Auch durch den Wandel in der Bestattungskultur gibt es Friedhofsflächen etwa in Berlin, die nicht mehr für Beisetzungen gebraucht werden. Wenn Friedhöfe zunehmend leerer werden, setze sich eine «Abwärtsspirale» in Gang, sagte Höhne. Die Folge sei, dass es tatsächlich zu Friedhofsschließungen komme. Zudem sei gerade in Brandenburg die Konkurrenz durch eine wachsende Zahl von Friedwäldern und ähnlichen naturnahen Bestattungsformen groß. Ausgabensteigerungen durch höhere Energie- und Lohnkosten führten außerdem zu höheren Friedhofsgebühren.
Höhne zeigte sich aber überzeugt: «Wenn der Friedhof schöne Orte bietet, wo man sich begegnen und in Kontakt kommen kann, dann hat er auf jeden Fall eine Zukunft – egal ob im Dorf oder in der Stadt.» In der Zeit der Corona-Krise, in der Trauerfeiern auf neue Art und vielfach im Freien organisiert wurden, sei das deutlich geworden.
Quelle: faz.net, dpa