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„Ohlsdorf 2050“
stellt die Weichen in Richtung Zukunft

Welche Rolle spielen Friedhöfe heutzutage? Eine große und zugleich auch recht komplexe, müsste die Antwort wahrscheinlich lauten. Eins ist klar: Friedhöfe befinden sich seit einiger Zeit im Wandel. Die Bestattungskultur hat sich in den letzten Jahrzehnten deutlich verändert, Erdbestattungen werden seltener, andere Bestattungsformen wie die Urnen- oder Seebestattung nehmen zu. Auf dem Ohlsdorfer Friedhof in Hamburg beispielsweise werden dadurch in Zukunft weniger Beisetzungsflächen benötigt, und die entstehenden Freiflächen können ganz neu genutzt werden. Gleichzeitig stellen Friedhöfe nicht mehr nur einen Ort des Trauerns und Gedenkens dar, sondern sind vor allem in Städten zunehmend zu beliebten Naherholungsgebieten und Ruheoasen abseits der urbanen Hektik geworden. Sie bilden mit ihren großen Grünflächen überdies ein wichtiges ökologisches Gewicht im innerstädtischen System und darüber hinaus mit ihren Grabstätten auch die Geschichte unserer Kultur ab. In diesem dynamischen Wandlungsprozess stellt sich unweigerlich die Frage, wie Friedhöfe mit diesen Veränderungen umgehen wollen. Diesen Anforderungen hat sich der Ohlsdorfer Friedhof in einem groß angelegten und öffentlichkeitswirksamen Projekt gestellt: Ohlsdorf 2050. Wie kann eine harmonische Koexistenz von Trauernden, Ruhesuchenden und aktiven Friedhofspark-Besuchern und Besucherinnen geschaffen werden? Überlegungen, die nicht nur für den Ohlsdorfer Friedhof immer dringlicher werden. Ein guter Zeitpunkt, um sich im Verband zusammenzuschließen und mit innovativen Ideen gegenseitig zu inspirieren. Und genau darum geht es bei diesem Veränderungsprojekt.

In Kooperation mit der Hamburger Behörde für Umwelt und Energie und den Hamburger Friedhöfen AöR startete das vom Bund geförderte Projekt „Ohlsdorf 2050“ im Jahr 2015 mit dem Ziel, den größten Hamburger Friedhof für eine innovative, nachhaltige und bürgernahe Zukunft zu mobilisieren. „Uns ging es darum, den Diskurs über eine nachfrageorientierte Friedhofskultur, die auch auf andere deutsche Stadtfriedhöfe übertragbar ist, zu eröffnen“, sagt Marc Templin, der das Veränderungsprojekt „Ohlsdorf 2050“ leitet.

Dabei spielte die strategische Ausrichtung mit einem interdisziplinarischen Ansatz eine große Rolle. „Es gab eine breite Bürgerbeteiligung, bei der jeder seine Ideen und Wünsche für neue Nutzungsmöglichkeiten einbringen konnte. Bereiche wie Städtebau, Soziologie, Bestattungsrecht, Denkmalschutz, Landschaftsarchitektur und Religionswissenschaften haben wir miteinbezogen. Und wir verbanden das Ganze mit einem Planungswettbewerb, bei dem es unter anderem darum ging, welche Flächen nachhaltig als Bestattungsflächen erhalten bleiben und welche zu Parkflächen weiterentwickelt werden sollen“, erklärt er. Gefragt war bei diesem Projekt jeder, der Lust hatte, was zu bewegen und sich zu beteiligen – Mitarbeiter, die ihre Vorstellungen und Visionen für den Friedhof einbringen wollten, Anwohner aus umliegenden Stadtteilen, Trauergäste und Parkbesucher, die mitgestalten wollten. Zahlreiche Maßnahmen wie beispielsweise die Einführung neuer Grabfelder, aber auch die Einrichtung eines Parkmanagements wurden umgesetzt.

Das Projekt „Ohlsdorf 2050“ – tatkräftig mitgetragen von der Expertise und dem Engagement der Mitarbeiter – geht nun über in das Folgeprojekt „Ohlsdorf bewegt“. Es vertieft die Ansätze aus dem Startprojekt und widmet sich den Lösungsansätzen, die hinsichtlich der Multifunktionalität von Friedhöfen entwickelt wurden und soll dabei die gesellschaftliche Teilhabe bei der zukünftigen Nutzung des Friedhofparks weiter fördern.

„Wir sind überzeugt, dass sich viele dieser Ansätze auf andere Friedhöfe – auch wenn sie flächenmäßig kleiner sind – übertragen lassen“, sagt Templin, „wir möchte nicht nur die verschiedenen Friedhofnutzer, sondern alle Gewerke und Verbände in einem regen Austausch auf diese Reise mitnehmen.“

Marc Templin
Landschaftsarchitekt und stellvertretender Friedhofsleiter der Hamburger Friedhöfe
Mitglied im VFD

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